Genossenschaftsbank

Genossenschaftsgeschichte

Auszug aus unserem Raiffeisen-Lehrpfad

Geschichte der Waren- und Dienstleistungsgenossenschaften

1862 - 1918

Genossenschaften als Wegbereiter der modernen Agrarproduktion

Mit dem Aufstieg Deutschlands zu einer der führenden Industrienationen der Welt setzte auch in der bayerischen Landwirtschaft ein Wandel ein. Hierbei übernahmen die landwirtschaftlichen Genossenschaften eine Vorreiterrolle. Sie hatten maßgeblichen Anteil an der Einführung von wissenschaftlichen und technischen Innovationen in der Agrarproduktion.

Zu diesen zählten der Einsatz von künstlichen Düngemitteln oder die Motorisierung von Produktionsprozessen.

1918 - 1933

Genossenschaftliches Solidarität in Krisenzeiten

Die drastische Geldentwertung in den 1920er Jahren gab den Anstoß zur Gründung der Bayerischen Warenvermittlung Lanwirtschaftlicher Genossenschaften AG. Damit wurde die Position des Unternehmensbereichs "Ware" gestärkt. Die Primärgenossenschaften erhielten gezielte Unterstützung durch die zentrale Organisation.

Hart von der Weltwirtschaftskrise 1929 getroffen, sicherte die genossenschaftliche Solidarität in Form von Kredithilfe das wirtschaftliche Überleben vieler landwirtschaftlicher Unternehmen.

1933 - 1945

Gleichschaltung in der NS-Zeit

Die "Gleichschaltung" erfolgte in mehreren Schritten zwischen 1933 und 1935. Mit der  Eingliederung in den Reichsnährstand endete die Unabhängigkeit der Verbände.

Während der NS-Zeit sollten die landwitschaftlichen Genossenschaften ihren Beitrag zur Selbstversorgung des Deutschen Reiches leisten.

Das Genossenschaftswesen wurde ab 1933 gleichgeschaltet und unter dem Zwangsverband des Reichsnährstandes zusammengefasst, der ein Ausführungsorgan der staatlichen Wirschaftslenkung bildete.

Im Laufe des 2. Weltkrieges kam den Frauen eine Schlüsselfunktion in den landwirtschaftlichen und gewerblichen Genossenschaften zu, da diese in zunehmenden Maße die im Kriege stehenden Männer ersetzten.

1945 - 1960

Neubeginn und Wachstum

Nach Wiederaufbau und Währungsreform standen die bayerischen Genossenschaften vor neuen Herausforderungen. Die gemeinsame europäische Politik veränderte die Agrarmarktordnung grundlegend. In den folgenden Jahren gelang es dem bayerischen Genossenschaftswesen, sich an die neue Wirtschaftsordnung anzupassen und dennoch das erprobte Genossenschaftsmodell beizubehalten.

Auf den verstärkten Wettbewerbsdruck reagierten die Genossenschaften mit Rationalisierung und Standardisierung der Arbeitsprozesse.

1960 - 1990

Erfolgsmodell Genossenschaft

Die genossenschaftliche Vielfalt nehm ab den 60er Jahren deutlich zu: Gewerbliche Einkaufsgenossenschaften, Wasserversorger, Taxigenossenschaften sowie Dienstleister für die Freien Berufe wurden verstärkt gegründet. Daneben waren Genossenschaften in allen traditionellen Bereichen der Agrarproduktion erfolgreich tätig.

Der Genossenschaftsgedanke wurde Ende der 60er Jahre verstärkt in Entwicklungsländern bekannt gemacht: Hauptsächlich in Asien und Südamerika engagierte sich die bayerische Organisation, um die genossenschaftlichen Prinzipien sowie technisches und kaufmänniches Wissen zu vermitteln.

Geschichte der Kreditgenossenschaften

1862 - 1918

Genossenschaftsidee in den Gründerjahren

Finanzierungsmöglichkeiten für den Mittelstand zu schaffen un den Sparsinn der Bevölkerung zu fördern, waren die Hauptanliegen der Kreditgenossenschaften in den Gründungsjahren. Die Ersparnisse und Vermögenswerte einer Region sollten vor Ort verbleiben und im regionalen Wirtschaftskreislauf als Kredite an Handwerker und Landwirte reinvestiert werden.

Die Verbände unterstützten von Anfang an die Bildung und Qualifizierung der genossenschaftlichen Geschäftsführer in großem Maß. Eine vom Bayerischen Landesverband landwirtschaftlicher Darlehenskassenvereine e.V. eingerichtete Rechnerschule garantierte von 1909 an die einheitliche Ausbildung des Bankpersonals.

1918 - 1933

Veränderte Rahmenbedingungen für Kreditgenossenschaften

1918 gab es in Bayern über 3.600 Kreditgenossenschaften, die in Verbänden organisiert waren. Die wirtschaftlichen Folgen des 1. Weltkrieges und die daraus resultierende Inflation von 1923 veränderten die Rahmenbedingungen für die noch junge Organisation grundlegend. Die Kreditgenossenschaften reagieten darauf mit Rationalisierungs- und Modernisierungsmaßnahmen, z.B. durch Einführung maschineller Buchungsverfahren.

1925 wurde der Weltspartag erstmalig von den Kreditgenossenschaften begangen. Die Bankenkrise von 1931 überstanden die bayerischen Kreditgenossenschafte allerdings ohne größere Verluste, da sie sich auf den regionalen Markt konzentriert hatten.

1933 gab es in Bayern über 4.400 Kreditgenossenschaften.

1933 - 1945

Nationalsozialistische Wirtschaftspolitik

Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 wurde das gesamte bayerische Genossenschaftswesen gleichgeschaltet. Die bislang unabhängigen landwirtschaftlichen Revisionsverbände wurden auf politischen Druck zusammengeführt. Die Darlehenskassenvereine sollten durch die Förderung des "nationalen Sparens" und durch die Zeichnung von Kriegsanleihen einen Beitrag zur nationalsozialistischen Wirtschaftspolitik leisten. Oberstes Ziel war dabei die wirtschaftliche Autarkie Deutschlands. Ein Sinnbild dafür war die Umbenennung des Weltspartags in einen "Nationalen Spartag".

In den Kriegsjahren konnten viele Genossenschaftsbanken ihren Geschäftsbetrieb nur eingeschränkt fortführen, da zahlreiche Rechner und Verwaltungsmitglieder zum Militär eingezogen wurden. Aus diesem Grund rief der Bayerische Landesverband 1941 zur "genossenschaftlichen Nachbarschaftshilfe" auf.

1945 - 1960

Kreditgenossenschaften: Beitrag für den Wiederaufbau

Nach dem Ende des 2. Weltkrieges beteiligten sich die Volksbanken und Raiffeisenbanken mit großer Kraft am Wiederaufbau. Sie waren der Finanzier der kleinen und mittelständischen Unternehmen sowie der Landwirtschaft in Bayern. Vor allem in den ländlichen Regionen leitsteten die Genossenschaftsbanken einen entscheidenden Beitrag zum "Wirtschaftswunder" und wurden damit zu einer Säule der Sozialen Marktwirtschaft. Als "Bank für alle" positionierten sich die Volksbanken und Raiffeisenbanken als wichtiger Finanzdienstleister für Privatkunden.

Die Förderung des Sparens in allen Bevölkerungsgruppen und in allen Generationen blieb dabei im Mittelpunkt. Durch ihre Werbekampagnen festigten die Kreditgenossenschaften das Vertrauen in die D-Mark, die im Jahr 1948 eingeführt wurde.

1960 - 1990

Wirtschaftlicher Aufschwung und Neuorganisation

Durch den wirtschaftlichen Aufschwung entwickelten sich die Kreditgenossenschaften zu Universalbanken mit einem kompletten Finanzdienstleistungsangebot. Die Werbeplakate der 1960er Jahre vermitteln das neue Lebensgefühl der Kunden: Nicht mehr die Vorsorge für Zeiten der Not ist das Sparziel, sonder der Traum vom Haus, Auto und Urlaub soll durch Sparen erfüllt werden. Das steigende Geschäftsvolumen vieler Kreditgenossenschaften brachte eien fortschreitende Technisierung des Bankgeschäfts mit sich. Ein Schritt zur Rationalisierung des Zahlungs- und Buchungsverkerhs war die Gründung der Rechenzentrale Bayerischer Genossenschaften eG. Sie unterstützte Volksbanken und Raiffeisenbanken im laufenden Geschäftsbetrieb.

1989 erfolgte die Fusion des Bayerischen Genossenschaftsverbandes (Schulze-Delitzsch) e.V. mit dem Bayerischen Raiffeisenverband e.V.. Damit entstand in Bayern eine einheitliche Organisation für Kreditgenossenschaften und ländliche sowie gewerbliche Waren- und Dienstleistungsgenossenschaften.

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Unser Raiffeisen-Lehrpfad ist in Zusammenarbeit mit dem GVB und dem Historischen Verein entstanden.